blog 06 // fijitime

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blog 06 // fijitime  – written by Tobi

Buuulaa! Endlich ist es soweit! Willkommen zu unserem Fiji-Blog!

Vermutlich ist die berühmte Fiji-Time so tief in mich übergegangen, dass an dieser Stelle bitte meine weit über das akademische Viertel hinausgehende Verspätung zu entschuldigen sei. Denn mittlerweile befinden wir uns bereits seit einiger Zeit in Australien. Die Gedanken zurück an Fiji und die wohlwollende Sonne, die uns 3,5 Wochen lang die Haut streichelte, war zwar anfangs im 20-Grad „kalten“ Sydney mehr als präsent, rückte jedoch mit jedem gefahrenen Kilometer in Richtung Äquator Stück für Stück wieder in den Hintergrund. Aber nun zum Anfang…

Wie durch ein Wunder begann mit der Ankunft unserer in Neuseeland diversen Wetterkapriolen geplagten Körperlichkeiten die Trockenzeit auf Fiji. War der Blick in die Wetter-App zuvor wochenlang von Stürmen und Gewittern geprägt, besserte sich die Vorschau schlagartig mit dem Tag unseres Abflugs. Ohne Zwischensprung von wolkig auf leicht bewölkt bis teils sonnig, lautete es von heute auf morgen: Aus Gewitter wird Sonne! Dieser unvergessliche Moment – wenn man aus dem klimatisierten Flugzeug auf die Landebahn steigt und von einem Fön aus schwül-warmer Tropenluft abgeschmust wird…

Als Zwischenempfehlung sei angemerkt, dass wenn man hier unten reist, doch bitte die Fiji-Airline bevorzugen sollte. Nicht nur aufgrund ihrer im Vergleich zu anderen Airlines mal wirklich ansprechenden Farb- und Designgestaltung, sondern auch aufgrund des sehr freundlichen und nicht aufgesetzten Services, eines landestypischen, alle Skeptiker überzeugenden Fiji-Curry (dazu später mehr) und einem unglaublichen Angebot von noch in den Kinos laufenden Filmen, ist es generell die beste Kurzstrecken-Airline, mit der ich bisher geflogen bin – unmittelbar dahinter platziert sich natürlich Qatar-Airways 😉

Mit einer kleinen Verspätung landeten wir mitten im Südpazifik und verpassten gleich mal unsere Mitfahrgelegenheit zum Bamboo Backpacker, woraufhin uns eine der zahlreichen Ankömmlingsempfangsdamen bat, kurz Platz zu nehmen und auf die nächste zu warten. Bis dato noch grün hinter den Ohren sollten wir nun direkt erste Bekanntschaft mit dem Titel dieses Blogs machen – der Fiji-Time. Hatte ich bisher das akademische Viertel gern zelebriert, schien ich hier im Paradies angekommen. Wäre da nicht die Tatsache, dass ich „selber-warten-müssen“ doch eigentlich nicht so mag! Nach geraumer Zeit, es wurde bereits dunkel, kam dann endlich unser Shuttle und wir gingen auf erste Tuchfühlung mit Fiji.

Unser Hostel lag in der „Newtown“, wobei „new“ an dieser Stelle vielleicht falsche westeuropäische Vorstellungen impliziert. Sagen wir, es war neuer als die Kernstadt, die wir wenig später erkunden sollten. Jedenfalls war die Gegend „real“, nicht geschönt für Touristen. Sicher! – die etwas besser gestellten Einheimischen wohnten nebenan, aber für uns Neuankömmlinge war das schon irgendwie Fiji-like. Das Hostel oder besser die ‚Meet & Greet‘- Bar am Strand mit Schlaftrakt auf der anderen Straßenseite war speziell. Für die Einen – ob einheimisch oder Tourist – Kennenlern- und Partyort, für die Anderen wohl die Hölle auf Erden. Riesige Dorms, sehr kleine private Zimmer, extrem schlecht klimatisiert, wackelnde Doppelstockbetten, durchgelegene Matratzen, durchlöcherter Insektenschutz, Bettwanzen. Für den Preis von 30€ die Nacht für ein eigenes Zimmer war es ok. Doch leider hatten wir ein Zimmer abgegriffen, durch das die etwas kühlere 25 Grad „kalte“ Nachtluft nicht zirkulieren konnte und so wurden die ersten 3 Nächte eine Qual. Gerade oben, wo die warme Luft sich sammelt, lag ich im Doppelstockbett kurz unter der Decke klebend, mit nassgemachten Haaren zur Abkühlung. Die ersten Tage, in denen sich der Körper an die Umstellung gewöhnt, wurden so gewiss nicht ganz easy. Aber hey, immerhin hatten wir Schönwetter-Garantie – was hätten wir in Neuseeland manchmal dafür gegeben…

Da wir wie immer nicht im Voraus irgendwas gebucht hatten, wie es gefühlt sonst jeder Andere tat, mussten wir uns die folgenden Tage um unsere verbleibende Zeit kümmern. Nachdem wir erste Gespräche im Backpacker, unter anderem auch mit der Hostel eigenen Tour-Veranstalterin gehalten hatten, wussten wir langsam was uns so erwarten würde. Leider deutete es auf sehr viel mehr Investition hin, als anfänglich erwartet. Doch ist das irgendwas Neues?!

So beschlossen wir am dritten Tag in die eigentliche Stadt Nadi zu fahren. Selbstverständlich nicht im Taxi, sondern mit dem einheimischen 1-Dollar-Bus. Unsere noch immer naive Vorstellung von Fiji – dem tropischen Paradies – sollte in nur wenigen Minuten geerdet werden. Denn als wir Newtown verließen, um auf dem Weg in die Stadt verschiedene Abstecher zu heimischen Ansiedlungen zu machen, begriffen wir langsam, wie arm das Land doch eigentlich ist. Sicher kamen wir nicht nach Fiji, um die Lebensverhältnisse wie auf Neuseeland oder Australien vorzufinden. Doch so arm, wie ich es in Afrika zuvor erlebt hatte, hätte ich es nicht eingeschätzt. Teils nicht mehr als ein bisschen Wellblech über dem Kopf, abseits von zivilisatorischen Einrichtungen schienen eine Vielzahl der Fijianer in sehr ärmlichen Verhältnissen zu leben. Dieser Anblick warf auch in den kommenden Busfahrten unsere westeuropäische wohlstandsverseuchte und überhebliche Gedankenwelt aus der Bahn…

Am Busbahnhof angekommen, blieb uns nicht viel Zeit unsere Emotionen zu verarbeiten. Wir wurden inmitten einer quirligen kleinen Stadt abgelassen. Dass unsere Hautfarbe einen anderen Teint hat, als der Rest, fiel nicht nur uns auf, sondern machte uns natürlich zum Blickfang etlicher Einheimischer. Um nicht all zu unsicher aufzutreten, bewegten wir uns schnurstracks und zielgerichtet Richtung Innenstadt – aber alles entspannt – bis auf die typischen Versuche uns mit in den Laden zu ziehen, um uns etwas zu verkaufen, schien alles ganz entspannt zu sein – Fiji-Time eben. Noch am ersten lokalen Reiseveranstalter vorbeigewunden, wurden wir praktisch von einem Mitarbeiter des Zweiten an der Hand hineingezogen. In dem Moment, als ich die Türschwelle überschritten hatte, war ich somit sein ‚best friend‘. Nach einigen Versuchen uns von der Seriosität und der Unterstützung lokaler Veranstalter zu überzeugen, ging es auch gleich zum Geschäft. Wir hatten nur gesagt wie lange und mit welchem Budget wir reisen wollten, da sprang auch schon der Taschenrechner auf den Tisch, die Prospekte flogen umher und ich stieg zum ‚Bro‘ auf – alles ganz unverbindlich, natürlich! Hier zwei Nächte im 8er Dorm – hier drei Nächte im 32er Dorm – da Cast Away – hier Blue Lagoon – auf der einen Insel kann er uns 30% Prozent geben – auf der anderen zahlen wir 2 Nächte und bekommen 3. Über eine Stunde ging das Schauspiel – mal hier mit einem telefoniert – mal dort jemanden angerufen, um abzuklären, ob zelten möglich wäre. 2 A4-Seiten voller wilder Rechenbeispiele – 5 mal Händeschütteln (da wir doch die richtige Entscheidung in einer Sache getroffen hatten oder ihn korrigieren mussten) und unzählige „my friends“ später, saßen wir nun da und aus dem „unverbindlich“ wurde das beklemmende Gefühl, uns hier irgendwie aus der Schlinge ziehen zu müssen. Selbstverständlich sind wir der Auffassung, solche Reisen vor Ort zu buchen und somit die ‚Locals‘ zu unterstützen und nicht wie gefühlt 95% der Anderen, die von zuhause aus bei irgendwelchen halsabschneiderischen Großveranstalter buchen, die dann nur noch einen Bruchteil an die eigentlichen Leute vor Ort zahlen. Doch die Fijianer machen es einem auch nicht leicht, in ihrer zu aufdringlichen, völlig unstrukturierten und dadurch auch unseriösen Art und Weise die Sachen an den Mann zu bringen. Aber sicher sind wir da wohl auch einfach nicht naiv genug, wie wir es in den nächsten Tagen am Beispiel Anderer sehen sollten. Wir zogen die Reißleine. Die bis dato überfreundliche Art und Weise und die zahlreichen Händeschläge verliefen sich in einer energischen und nachdrücklichen Beteuerung, dass das heutige Angebot – auf einem der beiden wüsten A4-Blätter – plötzlich nur noch bis morgen garantiert werden könne…puh, raus, durchschnaufen!

Nach einigen vergewissernden Blicken, waren wir uns einig – nicht dort! Zielstrebig gingen wir weiter, kauften etwas Wasser und überhäuften uns mit Obst und Gemüse vom Wochenmarkt. Dort gab es das noch, richtiges Obst und Gemüse vom Feld. Nestlé schien noch nicht bis hierher vorgedrungen zu sein – hoffen wir! Tomaten sahen aus wie Tomaten – Papaya schmeckten wie Papaya. Im Übrigen sollte man die Kerne der Papaya nicht wegschmeißen, wie es die meisten wohl tun. Neben der Darmparasitenbekämpfung schwören vor allem die Inder auf die verhütende Wirkung dieser kleinen Alleskönner – auf letzteres würde ich mich allerdings nicht verlassen 😉 – sehr vitaminreich sind sie aber auf jeden Fall und getrocknet und gemahlen ein super Pfeffersatz!

Wieder im Backpackerparadies angekommen, kümmerten wir uns erstmal um die Verlängerung unseres Aufenthaltes auf der Hauptinsel – aus der spontanen Reisebuchung war ja nix geworden. Da mir die gefühlten 40 Grad unter der Decke nachts echt zu schaffen machten, siedelten wir um. Nichts ahnend 3 Häuser die Straße hoch in das Partnerhostel des Backpackers zuvor, doch es war hier weitaus entspannter – ein eigenes Zimmer im Erdgeschoss mit Ventilator über dem großen Doppelbett – sogar dichte Fliegenschutzgitter vor den Fenstern – uuund ja – ein eigenes Bad mit Dusche. Das ganze für 17€ pro Person – 2€ mehr als zuvor. Wahrscheinlich werden wir auf der ganzen Reise nie wieder solch einen Luxus zu spüren bekommen, wie die nächsten Wochen auf Fiji. Fast schon beschämend dekadent fühlten wir uns. Wie sollen wir das an dieser Stelle rechtfertigen?! Vielleicht mit der dringend erforderlichen Linderung unserer Nackenprobleme, die wir seit den Nächten im Raumi hatten. Das Beste aber war, sie hatten eine Tischtennisplatte, an der ich Caro langsam zum ebenbürtigen Gegner ausbildete!

Die Einzigen, die uns auch hier wieder einen Strich durch die Rechnung machen sollten, waren mal wieder diese kleinen fiesen Stechrüsselmonster. Auch wenn sie diesmal nicht zu ganzen Schwärmen zusammenkamen, so war keine Entwarnung gegeben. Im Gegenteil, sie waren so kaum zu bemerken. Das verhieß in einem tropischen Land wie Fiji nix Gutes! Vor allem die um den Globus herum gefürchtete Tigermücke, mit ihren weiß-schwarz gestreiftem Hinterteil, versetzte uns in Angst und Schrecken! Denn da saßen wir an unserem ersten Tag gemütlich am Strand, die Palmen über uns im Wind schaukelnd, die Sonne unsere käsigen Bäuche bescheinend, dem leisen Brechen der Wellen lauschend…plötzlich pikste es mich am Fuß – ich zuckte – Caro sprang auf – schrie: Achtung Mücke! – ich hob meinen Kopf – langsam – sah die Bestie – versuchte meine in Fiji-Time-getankte Motorik in den Gang zu bekommen – schlug zu und erwischte sie. Da klebte sie nun an meinem Finger – blutig – oh nein – entsetzen sprang in unsere Gesichter – wir inspizierten die vermeintliche Stichstelle – es war zu spät – die Schwellung begann – das Juckgefühl nahm seinen Lauf. In der Hand haltend und zu dieser Zeit noch unwissend untersuchten wir diese kleine Mücke – nahmen sie mit zum Wlan, bahrten ihren leblosen, zermatschten Körper vor uns auf und gaben Suchbegriffe wie Zika, Dengue, Malaria und Mosquito in das Handy ein – zu unserer Beunruhigung, denn in allen Endemiegebieten der letzten Jahre waren die Weibchen dieser Art wohl der Hauptüberträger dieser Krankheiten – die Männchen stechen nicht… Besonders gemein – sie stechen nicht nur während der Dämmerung – nein, sie sind auch noch tagaktiv – bevorzugt in den frühen Morgenstunden, natürlich aber auch während der Dämmerung. Was die ganze Sache noch schlimmer machte – erst Anfang März warnte die fijianische Regierung vor einem Ausbruch einer Dengue-Fieber-Epidemie in Nadi-Stadt und um den Flughafen herum. Leider lag unser Hostel genau unter dem Flughafen, weshalb wir auch 5-7 Mal am Tag für 30 Sekunden unser eigenes Wort nicht mehr verstehen konnten und durch die Vibration fast aus der Hängematte fielen, aber das ist eine andere Geschichte… Es gab bereits über 100 bestätigte Krankheitsfälle – die Dunkelziffer liegt vermutlich weit höher. So gibt es 4 Subtypen von Dengue. Steckt man sich mit einer dieser Serotypen erstmalig an, so ist der Verlauf mit einer handelsüblichen Erkältung zu vergleichen, wenn nicht sogar überhaupt keine Symptome auftreten. Hat man sich jedoch zuvor schon mal angesteckt und wird jetzt mit einem anderen Serotypen infiziert, so kann es zu einem Dengue-Schock-Syndrom kommen, das dann unter Umständen lebensgefährlich werden und es bis zu mehreren Monaten dauern kann, bis alle Symptome abgeklungen sind. So unscheinbar wie Dengue-Fieber immer einherkommt, so problematisch ist dieses Fieber jedoch bereits für die Menschheit geworden. Es forderte aufgrund der hohen Fallzahlen rund um die Erde weit mehr Opfer als Ebola und ist deutlich verbreiteter als Malaria oder Zika… Aber warum denn eigentlich schon wieder ich?! – Ich erinnere mich doch noch zu gut an die Biene im Nacken oder die Zecke im Bauch in Brasilien. Wie dem auch sei – wir konnten nix weiter machen, als abwarten. Erste Symptome sollen sich nach 3-7 Tagen zeigen…

In der Zwischenzeit fragten wir uns also bei anderen Travellern nach deren Reiseplänen durch. Fast einstimmig erzählte man uns, dass etwaige Touren bereits zuhause, am Flughafen oder über die Reisebüros in den Hostels gebucht wurden. Die Bandbreite des Inselfeelings reichte von Tom Hanks in „Verschollen“ bis hin zu reiner Partyinsel mit 30er Dorms und Bettwanzen. Wir konnten uns also nichts andrehen lassen, wir mussten die Buchung selbst in die Hand nehmen. Dies taten wir. Inseln raussuchen, nach Unterkünften schauen, Internetseiten checken, Anfragen senden, einen Plan machen – nebenbei  Tischtennis trainieren und ins Meer springen – natürlich biss mich auch hier wieder ein Fisch und zwar genau in einen meiner Leberflecke, von denen er wohl dachte, dass ich ihn damit zu füttern versuchte. Da der Biss groß genug war, um etwas aus dem Leberfleck herauszureißen, kam ich blutend aus dem Wasser auf Caro zu – ihr Mitgefühl könnt ihr euch an dieser Stelle ja sicher vorstellen 😉

Als sich langsam herauskristallisierte, wie wir es mit dem Inseltrip machen könnten, mussten wir nur noch die jeweiligen Bootsverbindungen abklären. Am nächsten Tag fuhren wir nach Port Denarau, dem Abfahrtshafen zu den Yasawa- und Mamanuca-Inseln. Angekommen, fanden wir uns jedoch nicht in einem kleinen Hafenstädtchen wieder – sondern waren umgeben vom Luxustourismus. Da kamen wir also an, mit dem gelben Dollarbus von 1960, fuhren durch eine Zollschranke, die kontrollierte wer rein und wer raus fuhr, um auch ja die hier scheinbar bessergestellten Touristen zu isolieren. Hotelnamen wie Marriott, Hilton & Co. waren umgeben von penibel gepflegten Außenanlagen, einem Golfplatz und natürlich Boutiquen, in denen man alles finden konnte, um nicht etwa die wichtigen Dinge des Lebens missen zu müssen, wie Handtaschen von Gucci, Brillen von Oakley und Laptops von Apple. All diese Produkte nur durch einen Zaun und etwas Mangroven abgetrennt von der fijianischen Bevölkerung, die, wie der 1-Dollar-Bus uns auf einem sonderbaren Umweg auf zurück lehrte, wohl nicht mal Strom, geschweige denn Abwasser hatten.  Wir waren also nicht nur geographisch im westlichen Teil Fijis angekommen… Jedenfalls wimmelte es hier von Touriangeboten. Wir fragten uns wieder etwas durch, merkten allerdings recht schnell, dass es nicht billig werden wird, um auf die bis zu 100km weit entfernten Inseln zu kommen. Unflexibel und wohl auch etwas verständnislos reagierte man auf die Frage, wieso sich der Preis in den letzten drei Jahren mehr als verdoppeln konnte (wir hatten im Hostel einen Lonely Planet von 2014 gefunden). Wir bekamen keinen Rabatt und so buchten wir später übers Internet – genau wie die dazugehörigen 9 Übernachtungen auf 3 verschiedenen Inseln.

3 Tage später ging es los…

Die nächsten 10 Tage waren wie im Paradies und sind an dieser Stelle wohl nicht ähnlich paradiesisch in Worte zu fassen, wie wenn man diesen Trip selbst erleben würde. Den Großteil des Tages verbrachten wir natürlich mit Schnorcheln – dachten wir bereits bei unserer ersten Insel (Barefoot Kuata), dass das Korallen-Riff und seine dort ansässigen Bewohner kaum eindrucksvoller zu bestaunen sein könnten, so wurde dies auf der zweiten Insel (Barefoot Manta) nochmal getoppt! Wie sich später herausstellen sollte, waren das Riff und die Fische vielleicht nicht so groß wie im Great Barrier Reef, doch es fühlte sich bei weitem besser an, dem Tourismus zu entgehen, allein und in aller Ruhe vom Strand aus die blühende Unterwasserwelt zu erkunden. Zudem waren die Korallen deutlich weniger zerstört als die der größten lebenden Struktur der Erde – dem Great Barrier Reef.

Neben dem Schnorcheln vor der Insel fuhren wir mit dem Staff unserer Unterkunft raus, um in tieferen Gewässern auf Tuchfühlung mit Riffhaien zu gehen – echt spitze! – um uns kreisten fünf bis acht der 2-4m langen aber harmlosen Haie. Auf der zweiten Insel hatten wir leider nicht so viel Glück, als früh 6:30 Uhr die Glocken läuteten und alle umherrannten um „Mantaray-Mantaray“ zu schreien. Leider verzögerte sich die darauf folgende Abfahrt zum Sichtungspunkt, da man unbedingt vorher noch einige für Fiji untypische bürokratische Unterschriften vor dem Einstieg ins Boot zu geben hatte. Draußen im kalten Meeresstrom abgesetzt, warteten wir nun auf das Vorbeischwimmen der Mantarochen, die in ihrer Spannweite bis zu 7m breit werden können. Doch sie schienen bereits den Meereskanal passiert zu haben. Erfolglos und ein wenig enttäuscht, fuhren wir zurück zur Insel. Dennoch lohnte sich jedes Rausschnorcheln aufs Neue. Immer wieder entdeckte man interessante Sachen und achtete auf Kleinigkeiten, wie Löcher in denen sich Oktopusse oder Moränen versteckten. Aber auch die rifftypischen Fische wie Papagei-, Kugel- oder Nasenfisch und selbstverständlich auch Nemo waren jedesmal ein Beobachten wert. Das Geräusch, das entstand, wenn sie an den Korallen nagten, war allgegenwärtig. Genial, für kurze Zeit Teil ihrer Unterwasserwelt sein zu dürfen. Blieb man still genug, waren einige von ihnen sogar neugierig genug, um einen mal wieder anzuknabbern, diesmal jedoch freundlicher 😉

Neben den Unterwasserausflügen hatten wir einen recht stressigen Aktivitätenplan – früh, mittags, abends gab es Essen! Für uns, die sonst nur zweimal am Tag essen – wenn man unser Frühstück als Mahlzeit bezeichnen will – ein reines Mästen. Doch man kam zusammen und lernte vor allem auf der ersten Insel den einheimischen Staff etwas näher kennen, sodass wir bei der Abreise sogar ein wenig Wehmut verspürten. Vielleicht aber auch, weil wir wussten, dass dies auf den anderen beiden Inseln sozial wohl nicht mehr getoppt werden konnte. Das Essen hingegen wurde zunehmend besser und individueller. Abends essen zu gehen glich fast einem Schick-machen-und-edel-Ausgehen. Wir für unseren Teil übersprangen selbstverständlich den Teil mit dem Schickmachen und blieben lieber länger beim Beachvolleyball. Geschlafen haben wir in kleinen Dormhütten, bekamen auf der zweiten Insel sogar ein kostenloses Upgrade in eine Privat-Bure – unsere eigene kleine Hütte mit Palmengarten.

Die dritte Unterkunft, benannt nach dem gleichnamigen Film „Blue Lagoon“ aus den 80ern war die meist angepriesenste und dadurch auch teuerste. Hätten wir nicht zuvor zwei gute Bewertungen von anderen Travellern bekommen, hätten wir dieser „High-Class-Unterkunft“ wohl nicht unser Vertrauen geschenkt. Selbstverständlich sollten wir enttäuscht werden. Nicht dass die Blue Lagoon deutlich mehr versprach als sie am Ende bieten konnte, war die Unterkunft ein reiner Touristenhotspot. Überseht von wohlhabenden, meist rücksichtslosen, unfreundlichen Urlaubern – wohl direkt vom Hilton mit dem zweimal täglich landenden Hubschrauber hergebracht. Dementsprechend wurden wir Backpacker abgespeist, untergebracht in einem sterilen, kühlschrankkalten 10-Bettzimmer. Schlimmer aber war die kühle und unpersönliche Art des Staffs, die im völligen Kontrast zur ersten Insel stand. Vom Fiji-Flair spürte man hier nichts mehr. Hier war man Massenprodukt „Tourist“, versuchte auf äußerste Distanz zu gehen und ließ die Weniger-Zahlenden deutlich spüren, wohl nicht nur eine Ebene unter den „Hilties“ zu stehen. Caro, ihrem „italienischen“ Temperament entbrannt, war drauf und dran sich den erstbesten Rezeptionisten zu schnappen und gewaltig durch die Mangel zu drehen. Ich konnte sie gerade noch einfangen und für ein 3-Nächte-darüber-hinwegsehen ermuntern, gepaart mit einem das-Beste-draus-machen. Das versuchten wir dann auch und schalteten einen Schnorchelgang tiefer, war das Riff hier doch eh schon fast tot. Stattdessen schauten wir den zahlreich vertretenen (vermutlich) Chinesen zu, wie sie im Ganzkörperneopren, Sonnenbrille und Sonnenhut am Strand Selfies schossen…

Was die Situation zudem etwas auflockerte, war dass wir hier auf alte Bekannte von den anderen Inseln trafen. Wir grüßen an dieser Stelle Holger, den unersättlichen Schnorchler, der wohl jegliche Unterwasserkreatur zu Gesicht bekam, die Fiji zu bieten hatte – Lara, die uns mit ihrer Hamburger Lässigkeit ein wenig Heimat in die Ferne brachte – sowie Patrick, mit dem wir den Inselberg bezwungen und später noch einen Abend durch Sydney zogen und eine der wohl hipsten und verstecktesten 20er-Jahre-Bars Sydneys besuchten – dem Palmers & Co.

Mit dieser mentalen Unterstützung war es auch für Caro versöhnlich, die restlichen Tage an der Blue Lagoon zu verbringen. So freuten wir uns beispielsweise am zweiten Abend auf das angekündigte Freiluft-Kino. Beim Essen wurde mehr oder weniger demokratisch abgestimmt, welcher der beiden Filme, die wohl ungleicher nicht hätten sein können, laufen sollte. Ein Blick in die beiden Abstimmungsschalen an der Bar verhieß nichts Gutes. Stimmten doch bis dato die meisten Gäste für „Bridget Jones’ Baby: Endlich schwanger!“. Oh Gott, das hätte uns auf diesem spießigen Resort gerade noch gefehlt. Also was soll’s, dachte ich mir – wird schon keiner bemerken, wenn ich die Schalen schnell vertausche! Gemacht – getan! Doch blieb die Aktion leider nicht unbemerkt! Einer der Kellner kam mit bösem Blick auf mich zu und liess mich wissen, dass es so nicht geht! Ich beschwichtigte die Situation und als er sich genervt wegdrehte, schob ich die Muschelschalen schnell wieder zurück auf ihre eigentliche Ausgangsposition, in der Hoffnung, dass er denkt, ich hätte sie vertauscht gelassen. Zurück am Tisch malten wir uns schon aus, wie der Kellner in dem Glauben, die Muschelschalen nochmal zurückdrehen zu müssen, unseren Film zur Mehrheit verhalf. 1h später saßen wir vor der Leinwand. Alle warteten gespannt auf Bridgets großen Auftritt, doch stattdessen, fuhr Paul Walker mit quietschenden Reifen vor. Wir konnten uns kaum halten vor Lachen. Versucht leise, kicherten wir in uns herein. Der Plan war aufgegangen! Der Staff hatte tatsächlich die Schalen erneut getauscht, ohne sich zu fragen, ob es wirklich sein kann, dass die versnobten Luxustouristen the Fast and the Furious schauen mochten. Als Patrick dann noch den auf Fiji hergestellten Bounty-Rum hinter dem Rücken hervorzauberte, war der Abend am Laufen – auch wenn der Film zugegeben mit 18 mehr Spaß machte 😉

Nach der 4-stündigen Rückfahrt auf die Hauptinsel, waren wir wieder angekommen – es fühlte sich fast wie „Zuhause“ an, als wir in unser altes Zimmer im Hostel eincheckten. Die restlichen Tage verbrachten wir mit Australienvorbereitungen, hieß es dort doch bereits nächste Woche: Einreise, Hostel, Kontoeröffnung, Sozialversicherungsnummer, Autokauf. Fürs Erste brauchten wir jedoch ein Rückflugticket. Da wir aber unverbindlich im Land bleiben wollten, musste irgendwie ein Ausreiseersatz her. Hier sei die Buchung über FlyOnward zu empfehlen. Für 10US$ pro Person bekommt man ein für 24h gültiges Flugticket, auf das man zum Zeitpunkt der Einreise regulär eingecheckt ist. Das Prinzip dahinter ist, dass man FlyOnward mitteilt für wann und für welches Land man die Ausreise benötigt und diese einen entsprechenden Flug buchen (Ausreiseland wird nach Verfügbarkeit sinnvoll gewählt), um ihn nach den 24h wieder zu stornieren. Reist man innerhalb der 24h ein, so ist auf den jeweils reservierten Namen tatsächlich ein Rückflug bestätigt und man kommt so ganz einfach durch den Zoll im Einreiseland. Natürlich kann man auch selber ein solches Ticket buchen – doch muss man so kein Geld vorstrecken und geht dem Stress mit der Stornierung aus dem Weg.

Um zurück auf dem Festland wieder etwas von der Mästerei der letzten Tage runterzukommen, reduzierten wir uns auf Früchte (Papaya-satt) tagsüber und das allabendliche legendäre Curry vom Hostelpartner die Straße runter. Spezielle Schoten, Currygemüse, ein hausgemachtes Chutney und Dhalsuppe (Linsensuppe) traf auf Reis und Brotfladen. Unfassbar lecker und bis jetzt wohl das meist vermisste Gerichte der ganzen Reise!

Letztendlich waren wir 3,5 Wochen auf Fiji und lernten verschiedene Facetten des Fiji-Lebens kennen. Besonders die westlich liegenden Yasawa- und Mamanuca-Inseln sind stark vom Tourismus geprägt und Anlaufpunkt Nummer 1, obwohl sie größentechnisch nur ein Bruchteil des gesamten Landes darstellen. Jedoch wird man hier auch ein wenig von der eigentlichen Kultur fern gehalten. Wenn man tiefer eindringen möchte, muss man sich wohl in den Osten des Landes begeben und die unerschlosseneren Inseln rechts von Viti Levu erkunden…man sollte sich ja immer etwas aufheben! 😉

Und nun auf zum Roten Kontinent!