blog 07 // AnlaufAbsprung

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blog 07 // AnlaufAbsprung – written by Caro

Australien, wir kommen! Erneut! – aber diesmal mit Work’n’Travel-Visa im Gepäck!

Das „Work“ können wir jedoch vorerst in Klammern stellen – sicher sind wir uns noch nicht, ob wir hier auch wirklich arbeiten werden. Nehmen wir das Visa also eher mal als Vorwand ungestört und so lange wir wollen, reisen zu können. Der Plan ist bis Ende November Australien zu umrunden.

Angekommen in Sydney hieß das vorerst alle organisatorischen Dinge schnellstmöglich abzuarbeiten, ein halbwegs vernünftiges Auto zu kaufen und nebenbei natürlich auch die Stadt zu erkunden! Wir checkten also ein – im Maze Backpackers – direkt in der CBD (Central Business District). Eine riesige Massenbude über zwei Etagen, verbunden durch ein merkwürdig riechendes Treppenhaus. Da wir kleinen Sparfüchse natürlich nicht viel Geld ausgeben, aber dennoch maximale Privatsphäre haben wollten, entschieden wir uns erneut für ein Zimmer mit Doppelstock- statt Doppelbett. Das kleine muffige Betonloch mit winzigem Schiebefenster förderte immerhin unseren Tatendrang alles so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen und unseren Aufenthalt so kurz wie möglich zu gestalten. So machten wir uns direkt am nächsten Tag los, eröffneten ein Konto bei der Westpac (Partner der Deutschen Bank = kostenlos Bargeld abheben per EC-Karte), beantragten alibimässig unsere Steuernummer und begutachteten erste Auto-Inserate auf Gumtree, dem australischen Pendant zu unserem Ebay-Kleinanzeigen. Relativ schnell wurde klar – es musste ein 4×4 werden, wenn wir uns auch in die hintersten Ecken des Landes wagen wollten. Wir hatten mehr oder weniger die Wahl zwischen den wohl hier gängigsten Modellen: Toyota Landcruiser & Prado, Nissan Patrol und Mitsubishi Pajero. Die Preise reichten von 3.000$ bis 10.000$. Im Mittelfeld befand sich meist der Pajero, den wir uns die Tage darauf in verschiedenen Ausführungen anschauten – mal mit Rooftop-Tent (aufklappbares Zelt auf dem Dach), mal mit Bett hinten drin. Beides hatte Vor- und Nachteile – aber hatten wir Lust, jeden Abend dieses riesige Zelt aufzuklappen – auch bei Regen? Und war es uns nicht einfach ein bisschen zu auffällig?! Immerhin würde man uns so immer als Reisende erkennen. Ungesehen in irgendwelchen abgelegenen Straßen zu schlafen, wie wir es sonst in Kopenhagen oder Amsterdam getan hatten, wäre damit auf jeden Fall nicht drin! Nein, so richtig zufrieden waren wir mit unserer Ausbeute bis dato noch nicht. Zu mal die Preise nicht immer gerechtfertigt waren und wir teilweise wenig Vertrauen in den Gesamtzustand der von Backpacker zu Backpacker weitergegebenen Fahrzeuge hatten, die teilweise schon über 350.000Ks auf dem Buckel hatten. Also Weitersuchen!

Zurück im Hostel angekommen, sollte uns diese leichtfüßige, fröhlich hin und her verkaufende Backpackergemeinde dann allmählich den letzten Nerv rauben. Jaja, unsere Eltern werden jetzt wieder schmunzeln, wenn wir meinen, dass wir dafür zu alt sind –  aber JA, es ist mit fast 30 wirklich nicht mehr sooo cool neben 18-19 Jährigen zu sitzen, bei denen sich alles um das Fälschen von Berufserfahrungen für den nächsten schlecht-bezahlten Backpacker-Job oder die nächste eintrittsfreie Party dreht. Und ganz ehrlich – in einem Hostel, wie dem Maze, will man auch einfach kein wochenlanges Haus-Keeping machen und Betten in nach Schimmel riechenden Zimmern „frisch“ beziehen.

Aus irgendeinem Grund sind die meisten – vorrangig Deutsche – dahingehend aber derart verblendet, dass wir bei Sätzen wie: „na, ich werde jetzt für 2 Wochen die Ostküste bereisen und dann wieder herkommen und arbeiten“ einfach nur mit den Köpfen schüttelten. Wenn das die große Australien-Erfüllung für viele ist, ok bitte…aber wir hatten mehr vor! Natürlich will ich an dieser Stelle nicht alle über einen Kamm scheren. Mir ist selbstverständlich bewusst, dass viele hierher kommen ohne größere Rücklagen und darauf angewiesen sind erstmal zu arbeiten, bevor sie reisen können. Und wenn dann noch unterwegs lästige Autoreparaturen hinzukommen, die das schwer verdiente Reisegeld schneller schlucken, als das man es verdienen kann, dann ist man unweigerlich gezwungen länger an Orten zu verweilen um dort zu arbeiten, bis man wieder schwarze Zahlen schreibt. Dennoch scheinen die möglichen Dollarnoten, die sich in den Augen vieler widerspiegeln, die Sicht auf das eigentliche Schöne – dem großen weiten Land – zu trüben. Denn bisher haben wir nur sehr wenige getroffen, die aus unserer etwas erwachseneren Sicht das richtige Maß an Reisen und Arbeiten gefunden haben. Letzteres kann und muss man irgendwann auch zuhause, also warum nicht die Freiheit des Reisens ein bisschen mehr genießen – wer weiß, ob man irgendwann wieder zu so einer Gelegenheit kommt…

Natürlich ist es für uns von Vorteil, dass wir zuhause das nötige Kleingeld für die geplanten 1-2 Jahre ansparen konnten und uns finanziell nicht so viele Sorgen machen müssen. Fast 1,5 Jahre vorher fingen wir an, bewusst Geld zur Seite zulegen. Um unsere Ausgaben so gering wie möglich zu halten, zogen wir zusammen in meine winzige Einraumwohnung in Hamburg, die Tobi während seiner Masterarbeit manchmal wochenlang nicht verließ ;). Zudem packte jeder von uns wöchentlich 50€ in eine gemeinsame Kasse. Unsere Ausgaben pro Woche sollten die 100€ nicht überschreiten und mussten sowohl für jegliches Essen als auch für andere Aktivitäten, wie Kino, Club, etc. reichen. Was am Ende der Woche übrig blieb, wurde zur Seite gelegt. Wer sich jetzt fragt, wie man es mit 100€ schafft zwei Münder die Woche zu stopfen und dann noch Geld übrig zu haben, sollte die Ergiebigkeit von Obst, Gemüse, Reis, Hirse und anderen Pseudogetreiden nicht unterschätzen! Zudem stellten wir den Kauf unnötiger Sachen, Alkohol und Klamotten fast komplett ein. Natürlich war dies in unserer heutigen Konsumgesellschaft nicht immer leicht und eventuell grenzt man sich mit dem Verzicht auch ein Stück weit aus dem gesellschaftlichen Leben aus, aber es sensibilisiert einen auch ungemein darauf, ob gewisse Dinge nötig sind und ob wir unser Wohlbefinden wirklich mit dem Kauf eines neuen T-Shirts steigern sollten?! – Eigentlich alles nur Quatsch, um uns selbst bei Laune zu halten… Wenn man am Ende des Monats auf sein Konto schaut und sieht, was man mit ein bisschen Disziplin schafft und wofür man es einsetzen kann, dann kann das mindestens genauso viel!

Aber nun wieder zurück nach Sydney, hier gab es noch einiges zu erkunden. An erster Stelle stand natürlich das Sydney Opera House – muss man ja gesehen haben, wenn man schon mal hier ist! 😉 Von verschiedenen Spots aus begutachteten wir dieses beeindruckende Bauwerk. Zugeben hatte ich mir die Form etwas anders vorgestellt – eher als ein Gesamtkomplex. Zu mindestens bekommt man diese Vorstellung von den Abbildern, die man zuhause sieht, aber stattdessen ist sie aus mehreren verschiedenen Gebäudeteilen aufgebaut, die eigentlich alleinstehend bzw. nur unterirdisch miteinander verbunden sind. Manchmal ist halt alles nur eine Sache des Blickwinkels.

Ansonsten war es ziemlich quirlig in der CBD. Geschäfte und Restaurants stapelten sich, hauptsächlich von Asiaten – wir vermuten Chinesen – betrieben. So viel asiatischen Einfluss hatten wir ehrlich gesagt nicht erwartet. Die Innenstadt wirkte wie besetzt und es gab Momente in denen man an der Ampel stand und das Gefühl hatte, so müsste es in Shanghai sein…vielleicht werde ich diesen Vergleich am Ende unserer Reise noch belächeln, aber dazu müssen wir erst noch nach China reisen 😉

Ein paar Abstecher in die umliegenden Viertel wie Kings Cross, Newmarket und Bondi Beach reichten jedoch um einstimmig darüber zu sein, dass uns Melbourne ein wenig mehr zusagt. Aber da wir in beide Städte nochmal zurückkommen werden, wollen wir diese Aussage noch nicht allzu laut aussprechen und lassen beide nochmal auf uns wirken. Eine endgültige Top oder Flop Entscheidung gibt’s dann in ein paar Monaten.

Bis dato mussten wir uns aber erstmal um unseren Raumi 2.0 kümmern. Auf Gumtree ploppte ein verlockendes Angebot auf: 1996er Pajero – 280.000Ks – Familienauto – aus erster Hand – Garagenhaltung – ausbaufähig. Klang mehr als gut! Also zückte Tobi das Telefon und rief sofort bei der älteren Dame an, die uns prompt für den nächsten Tag zur Probefahrt einlud. Etwas außerhalb von Sydney begutachteten wir den potentiellen Kandidaten und verstanden uns auf Anhieb super mit der Besitzerin. Irgendwie war da ein gutes Gefühl im Anmarsch… Zurück im Hostel überlegten wir nun hin und her, ob es dieser Pajero werden könnte und wenn ja, ob wir ihn nicht doch vorher von einem Mechaniker durchchecken lassen sollten. Wollten wir doch ungern die Katze im Sack kaufen. Aber was soll’s – no risk no fun! Wir verzichteten auf den Werkstattcheck und entschieden uns für das gut gehütete Garagenauto und gegen eine der runtergefahrenen Backpackerkarren.

Nun hieß es dieses komplett von jeglicher Reise ferngehaltene Auto umzubauen und für unseren Trip startklar zu machen. Die darauffolgenden Tage verbrachten wir von früh bis spät auf dem Parkplatz vom Bunnings – dem australischen Obi. Auto ausmessen – Bett planen – Holz kaufen – Zuschneiden lassen – passt nicht – zu kurz – „Millimetergenau“ scheint hier ein Fremdwort – 4 Beine, alle unterschiedlich! – reklamieren gehen – neues Holz bekommen – altes gibt’s geschenkt – sagen wir nicht nein! – Etliche Male rein und raus, bis alles Stück für Stück Gestalt annahm. Nach ein paar Tagen stand das Bett bombenfest und Ikea versorgte uns mit dem üblichen Mist: Matratze, Kissen, Vorhänge und Küchenutensilien. 2 Campingkocher, eine Kühlbox sowie diverse Auto-Rettungsutensilien, wie Starterkabel, Abschleppseil, Benzinkanister und Reifenluftpumpe später war ER fertig! – Baloo war startklar und wir umso mehr!

Mit dem farbenfrohen Vivid-Festival verabschiedeten wir uns dann auch erstmal von Sydney und starteten unsere Reise an der Ostküste entlang nach Norden!

Fortsetzung im Anschlag!

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