blog 08 // eastcoast

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blog 08 // eastcoast – written by Caro

Ach herrje, die Ostküste! – und ich bin mal wieder am Zug zu schreiben, weil Tobi einfach nicht mehr von seiner Gitarre wegzubekommen ist. Zudem lässt er langsam durchblicken, dass ich doch bald mal fertig werden könnte. Immerhin sind wir mittlerweile an der Westküste, aber das mit dem Aufarbeiten und Rekapitulieren der längst erlebten Erfahrungen ist immer so eine Sache. Entweder man findet keine richtige Zeit dazu, weil die tagesaktuellen Geschehnisse und Eindrücke so sehr überwiegen, dass man abends eigentlich nur noch die Seele baumeln lassen will oder man ist einfach nicht in der richtigen Mood. Wenn diese sich dann doch mal einstellt, dann geht richtig viel! Dann sitzt man 1-2 Stunden da und die Worte fließen, während der Andere die Straße im Blick hat und zum nächsten Ziel steuert. Bis jetzt tun wir uns immer noch schwer damit, mal einen Gang runterzuschalten. Stets weiter muss es gehen, wirklich rasten können wir nicht, obwohl es uns vermutlich ganz gut tun würde. Aber der Zeitdruck, den wir uns selbst auferlegen, weil wir ja immer so viel wie möglich sehen wollen, hält uns ganz schön auf Trapp. Und dann kommen hier und da noch kleine Problemchen hinzu, mit denen man sich auf so einer Reise eben auch auseinandersetzen muss. Die Hauptfragen, die man sich tagtäglich on-the-road stellt, lauten: Wo schlafen wir – Wo gehen wir auf Toilette und was essen wir heute (und wo bekommen wir es her)?! Sachen wie: Wo duschen wir mal wieder, rutschen da gut und gerne schon mal unbemerkt in weite Ferne ;). Wichtiger wird dagegen, wie lange hält der Sprit noch und wo ist die nächste Tankstelle?!

Insgesamt verbrachten wir 2 Monate an der Ostküste – mit reichlich Höhen und Tiefen! Und nun liegt es an mir diese zusammenzufassen. Also los!

29/05/2017 – der Schlüssel steckt im Zündschloss – ein kurzer Blickaustausch – es folgt die Frage, ob es losgehen kann und dann rollt er auch schon. Vollgepackt mit tollen Sachen, die die Reise schöner machen, genügend Sprit und Verpflegung für die nächsten Tage startete Baloo auf seine alten Tage sein wohl größtes Abenteuer. Denn der Gute ist laut Erzählungen die letzten 21 Jahre nicht wirklich weit gekommen und nun liegt es an uns, ihn durch die Weiten des Landes zu geleiten, um sein Australien-Know-How mal etwas aufzupeppen. Also nix wie raus aus dem 20 Grad kalten Sydney und Richtung Norden der Sonne entgegen.

Wie zuvor schon in Neuseeland machten wir auch hier Gebrauch von einer Campingplatz-App, kurz Wiki-Camps genannt. So idyllisch und organisiert wie in Neuseeland verbrachten wir die ersten Nächte jedoch nicht. Die kostenlosen Campingplätze oder besser gesagt „Resting Areas“ auf der Strecke durch New South Wales befanden sich, wie der Name schon vermuten lässt, direkt neben dem Highway und sind mit unseren heimischen Autobahnraststätten zu vergleichen. Demnach donnerten die LKWs die ganze Nacht lang mal mehr und mal weniger laut an uns vorbei. Kann ja heiter werden, dachten wir uns. Mal sehen, ob das die ganze Strecke über so sein wird…

Naja, wer sparen will, muss Abstriche machen! Auf jeden Fall waren wir bereits zu diesem Zeitpunkt froh, dass wir uns gegen ein Auto-Dach-Zelt entschieden hatten, denn ganz so sicher schien uns das hier mit dem Camping am Straßenrand noch nicht…Aber immerhin fühlten wir uns mit dem Pfefferspray ein bisschen sicherer – Danke, Mutti! 😉

Die ersten Tage ging es hauptsächlich erstmal darum loszukommen und ein paar Kilometer zu schaffen. Voll motiviert traten wir also aufs Gaspedal und hielten nur ab und zu in einer der auf dem Weg liegenden Küstenstädte, um nach Walen Ausschau zu halten. Denn es war Walsaison an der Ostküste! Tausende Buckelwale schwimmen jährlich von Mai bis Oktober die Küste entlang in wärmere Gebiete, um dort ihren Nachwuchs zu gebären oder überhaupt erstmal welchen zu empfangen. Wir hatten also genügend Möglichkeiten die verspielten Humbacks zu spotten!

Nimbin // Bevor wir die wohl bekanntesten Küstenabschnitte kurz vor Brisbane – Byron Bay und Gold Coast – ansteuerten, machten wir einen kleinen Abstecher ins Hinterland: Nimbin – klingt nicht nur nach Klimbim, sondern fühlte sich auch ein klein wenig so an. Das überschaubare Hippie-Dorf ist für seine Vorliebe und den Verkauf jeglicher legaler, aber auch illegaler Hanfprodukte bekannt. Es gibt dort sogar sowas wie eine Hanf-Botschaft mit Prospekten und anderem Aufklärungsmaterial. Nebenan im Coffeeshop konnte man dann kaufen, was auch immer man für einen entspannten Gemütszustand brauchte. Nimbin schien geschäftstüchtig und stolz auf das alles zu sein. Zum Ausdruck brachte man das auf T-Shirts mit Aufschriften wie „straight outta Nimbin“ oder „Nimbin University“, die man in den etlichen kleinen Lädchen kaufen konnte. Dennoch war die Atmosphäre etwas angespannt – wahrscheinlich waren sich die meisten dann doch nicht so sicher, wie legal das Ganze hier wirklich laufen durfte. Und auch uns ließ die Polizeistation am Eingang des Dorfes das bunte, in Batik-Mustern getränkte Treiben mit etwas Abstand genießen. Großartig Lust auf eine Polizeikontrolle hatten wir nun wirklich nicht. Und damit waren wir wohl nicht die Einzigen, denn in den 4 Tagen, die wir dort waren, bekamen wir unfassbarerweise 3 x Gras von anderen Reisenden geschenkt. Die meist älteren Männer zwischen 40-60 kamen auf uns zu, quatschten ne Runde und drückten uns als Dankeschön für den netten Plausch die Hälfte ihres eben gekauften Grases in die Hand. Zu einem freundlichen „Nein, Danke Bro!“ kamen wir dabei nie. Und so saßen wir nun mehr oder weniger „ungewollt“ auf einem Häufchen Gras und wussten langsam nicht mehr wohin damit…;) Vielleicht doch selber rauchen?! – weiterverschenken?! – mitnehmen?! – oder gar wegschmeißen?! An diesem Punkt können wir leider nur sagen: Was in Nimbin passiert, bleibt in Nimbin…also psssttt! 😜

Byron Bay // Nach Nimbin machten wir uns auf nach Byron Bay – dem wohl angepriesensten Surfer-Örtchen Australiens. Wir sollten nicht enttäuscht werden. Das Flair war einmalig. Junge hippe Menschen – Surfer, die nach Surfertypen aussahen – nette stylische Cafés und Shops – allabendlich zu Trommelmusik am Strand tanzende  Backpacker und ein höherliegender Aussichtspunkt mit Blick auf das türkisfarbene Meer, von dem aus wir nicht nur unzählige Wale, sondern auch eine Gruppe von 40-50 Delfinen bei der Jagd beobachten konnten. Spektakulär! – und definitiv als Delfin-Glück 2.0 zu bezeichnen. Abends gab es Live-Musik in den diversen Pubs, bei denen alle zusammenkamen – Reisende und Einheimische. Wir waren ein klein wenig verliebt in den Ort und selbst die 4 Tage Dauerregen und der 25 km entfernte Rastplatz mit seinen üblichen oben genannten Bedingungen konnte unserer Stimmung nix anhaben – wir kamen tagtäglich zurück. Nur das mit dem Surfen konnten wir leider nicht in Angriff nehmen, dafür war das Wetter einfach zu schlecht! Aber wir fuhren mit dem Gedanken weiter, nach unserer Umrundung eventuell nochmal hierher zurückzukommen…im Australischen Sommer – bei gutem Wetter und angenehmen Wassertemperaturen…

Gold Coast // Den nächsten Stop legten wir an der Gold Coast ein. Noch total geflasht von Byrons Surfer-Feeling erhofften wir uns durch Umschreibungen wie Surfers Paradise auch etwas Ähnliches hier. Doch weit gefehlt! Die gesamte Strandpromenade ist übersät mit dicht aneinandergereihten Hochhäusern, die kaum weniger Charme versprühen, als eine schlechte Hotelanlage in Lloret de Mar. Souvenirshops und Fastfood-Ketten stapelten sich in den dazwischenliegenden Einkaufspassagen. Durch den kalten Nieselregen waren die Straßen und der breite Strand wie leer gefegt und das triste Grau der Wolken verschmolz mit den beige-weißen Apartmentkomplexen, die irgendwie unpersönlich und unbelebt schienen. Hier bleiben und dieses aufgesetzte, schlechte Tourismusgeschäft unterstützen?! – Nein, Danke! Nicht mal eine Übernachtung war es uns wert. Also zurück ins Auto und weiter Richtung Brisbane!

Brisbane // Wir erreichten die drittgrößte Stadt Australiens einen Tag vor meinem Geburtstag und entschieden uns zum Anlass in einem Hostel einzuchecken. Aber nein – nicht weil wir mal wieder in einem „durchgelegenen“ Bett schlafen wollten – dies konnten wir mit dem hosteleigenen Campervan-Parkplatz glücklicherweise umgehen, sondern um mal wieder gewisse Bequemlichkeiten, wie eine Küche, Strom satt und gutes Internet genießen zu können. Außerdem konnten wir Baloo ein paar Tage Ruhen lassen und die Stadt zu Fuß erkunden. Durch die kleine finanzielle Aufmerksamkeit, die uns Tobis Oma zukommen ließ, – an dieser Stelle nochmal einen lieben Dank! – entschieden wir, es uns die Woche gut gehen zu lassen! Wir starteten das Pilotprojekt „Geburtstagswoche“! Statt nur an einem Tag zu feiern, zelebrierten wir meinen Geburtstag 7 Tage lang mit kleineren Aktivitäten, Essen gehen, Sachen im Supermarkt kaufen, die man sich sonst nicht gönnt und 2 x Kino! Zudem spielte mir Tobi täglich höchst motiviert „Happy Birthday“ auf seiner Gitarre vor – hach ja, daran kann man sich schnell gewöhnen – ich denke das Projekt war erfolgreich und wird ab jetzt auf alle folgenden Geburtstage angewendet 😉

Fraser Island // Sehr beliebt bei anderen Backpackern schien Fraser Island  – nördlich von Brisbane. Die Insel lockt mit ein paar Tagen wild campen, Dingos (Wildhunde) und der Möglichkeit mit seinem 4by4 den Strand entlang zu jagen. Obwohl sich jeder über die übertriebenen Preise für das Übersetzen und den Aufenthalt dort echauffierte, schienen dennoch alle total begeistert – vor allem die, die noch gar nicht da waren! Täglich werden auf der doch so unberührten Insel unzählige Allradwagen abgesetzt, was der Natur nicht gerade gut tun kann! Selbst wenn es diverse Regeln für das Befahren der Insel geben sollte, der ökologische Gedanke dahinter ist mehr als fraglich! Aber soweit scheinen die Australier generell noch nicht zu sein! Wir ließen Fraser Island also links liegen und verbrachten die Tage lieber gegenüber am Rainbow Beach. Lagerfeuer und Strandfahrten, wer möchte, waren auch hier inklusive und nicht weniger idyllisch!

Alles Weitere, was uns der Australische Lonely Planet zur Ostküste empfehlen konnte, ließ unsere von neuseeländischen Eindrücken verwöhnten Augen weniger leuchten als erwartet. Und auch die australischen Städte zeigten sich meist eintönig und einfallslos. Unästhetische, gewerbegebietsartige Vororte, mit den immergleichen Shops und Riesen-Supermärkten Coles, Woolworth oder SupercheapAuto, dessen Sortiment wir mittlerweile Dank Baloos kleinen Bedürfnissen auswendig kannten und natürlich nicht zu vergessen: die auch hier gängigsten Fastfood-Giganten, wie Macca’s, Hungry Jacks (Burger King) & KFC. Gefühlt könnten wir auch durch die USA reisen…

Zudem haben die Australier eine merkwürdige Öffnungszeiten- und Ausgehkultur. Die meisten Cafés öffnen wahnsinnig früh und schließen ihre Türen bereits 15 Uhr. Danach geht dann eigentlich erstmal gar nichts mehr. Man hängt in der Luft bis sich dann 19 Uhr langsam die ersten Restaurants füllen. Und dann geht alles recht schnell: bis 21 Uhr ist dann auch der Letzte stark alkoholisiert – um 22 Uhr ist die Live-Musik, zu der wir gerade erst gekommen sind, vorbei – gefühlt um 23 Uhr lassen sich die ersten Clubgänger nach Hause fahren und ab um 1 sind die Straßen wie leergefegt. Naja hat immerhin den Vorteil, dass man es Sonntagmorgen früh um 8 Uhr schon zum Katerfrühstück in eins der mittags schließenden Cafés schafft… Auf jeden Fall konnten wir uns bis jetzt nicht wirklich an dieses Zeitfenster gewöhnen. Statt uns so früh mit in die Partymenge zu stürzen, schlenderten wir eher durch die Straßen und beobachteten die Leute, deren Uhren anders liefen als unsere…

Aber nun zurück zum Lonley Planet. Wenn er was kann, dann ist es Sachen so anzupreisen, dass man das Gefühl bekommt, etwas zu verpassen, wenn man sich nicht sofort auf den Weg dorthin macht. Nicht selten steht man dann vor Ort und denkt sich: „…okäyyy…gut!“… Ja! – ich stehe so langsam auf Kriegsfuß mit dem Verlag. Leider waren die meisten Empfehlungen zur Ostküste im Nachhinein recht unspektakulär – gut, dafür kann der Lonley Planet nix, aber vielleicht hätte man sich mit der richtigen Wortwahl ein paar Umwege über holprige und ungeteerte Straßen sparen können. Ich bin mir mittlerweile auch nicht mehr sicher, wen er mit seinen Empfehlungen erreichen will – uns, die jungen Weltenbummler, Vati in seiner Familienkutsche oder die im Wohnmobil umherkutschierenden älteren Herrschaften?! …naja wer sich gut verkaufen will, muss halt irgendwann die breite Masse bedienen… zum Leiden der Individualisten… Aber ja, Australien scheint auch selbst ein wenig verblendet. Gefühlt wird hier um jede noch so kleine Sehenswürdigkeit eine Stadt gebaut mit Info-Zentrum und Co., um auch ja jeden vorbeifahrenden Touristen ein wenig länger als nötig in der Stadt zu halten. Orte wie Airlie Beach versprachen trotz Hurrikan Debbie’s Verwüstung unvergessliche Tage auf den White Sunday Inseln; diverse Schnorchelausflüge werden trotz voranschreitender Korallenbleiche als eine Sensation beschrieben und und und…

Ja klar, der Tourismus muss hier für viele aus Existenzgründen irgendwie weitergehen, aber das auf unsere Kosten?! Oh man, wir alten Kritiker waren nicht so leicht zufrieden zu stellen und so langsam hinterfragten wir unsere Vorstellung von Australien, als dem großen Reiseland, auf das hier jeder so stolz ist… Wir waren ermüdet von der Ostküste und wollten nun endlich das wahre Australien kennenlernen, uns in die unendlichen Weiten des Outbacks stürzen und die vielversprechende Westküste erreichen, die weitaus verlassener und unberührter sein sollte!

Cairns // Aber zuvor mussten wir Cairns erreichen – die letzte große Stadt und für uns die letzte Möglichkeit Baloo nochmal richtig auf Vordermann zu bringen. Da wir auf keinen Fall irgendwo im Outback stehen bleiben wollten, entschieden wir uns zähneknirschend für einen Satz neuer Reifen und dafür den 7 Jahre alten Zahnriemen des Motors (Timing-Belt) nun doch austauschen zu lassen, denn wenn dieser reißen sollte, war’s das mit der Umrundung Australiens. Wahrscheinlich müssten wir das Auto dann, wie wir es zuvor so oft gesehen hatten, am Straßenrand stehen lassen, da die Kosten für das Abschleppen und einen neuen Motor den eigentlichen Kaufpreis des Autos überschreiten würden. Da man für einen neuen Timing-Belt ordentlich in die Tasche greifen muss, klapperten wir jede halbwegs vernünftig bewertete Autowerkstatt in Cairns auf der Suche nach dem besten Angebot ab. Die Preise schwankten zwischen 1.000 – 2.000 $, welche Kosten während der Arbeit noch hinzukommen könnten – ungewiss… Mit den Reifen sah es nicht besser aus. Das günstigste Angebot lag bei 700 $ – bis sich herausstellte, dass wir bisher mit der falschen Loading-Rate umherfuhren, die für unser Auto eigentlich nicht vorgesehen ist. Kurz um, wäre etwas auf der Strecke nach Cairns passiert – hätte unsere Versicherung nicht gezahlt. Die Reifen, die wir eigentlich benötigen, waren, wie man sich jetzt denken kann, teurer und dann auch noch schwerer zu bekommen… Ich denke zu diesem Zeitpunkt hatten wir den ersten richtigen Tiefpunkt unserer Reise erreicht! Australien ist nicht billig, man buttert ganz schön viel rein und am Ende fragt man sich, ob sich das Ganze überhaupt lohnt…

Reisen ist nicht wie Urlaub! Das wurde uns die Tage wieder mal bewusst. Man ist nicht immer umgeben von schönen Dingen und die Sonne scheint auch nicht jeden Tag! Wie zuhause auch, wird man irgendwann mal mit unbeliebten Sachen konfrontiert. Das Gute bei uns ist, dass wenn wir beide mal gleichzeitig einen Hänger haben, es einer von uns trotz eigener innerer Enttäuschung schafft, dem Anderen wieder etwas Mut zu machen. Und so war es diesmal Tobi, der tröstend den Arm um mich legte, als wir zurück zum Hostel liefen…

Cape Tribulation // Nachdem Baloo nun endlich bekommen hatte, was er für den Outback-Ritt benötigte, starteten wir zum nordwestlichsten Punkt unserer Australienreise. Das Cape Tribulation lockte mit tropischen Regenwäldern, Krokodilen und Kasuaren – von denen wir bereits 2 Exemplare an der Etty Bay beobachten konnten (mit den Tier-Tipps lag der Lonley Planet wenigstens immer richtig!).

Um das Cape zu erreichen, mussten wir mit einer kleinen Fähre den angrenzenden Fluss überqueren. Ein riesiges „Warning –  High Voltage“ – Schild auf der anderen Seite erinnerte uns an Jurassic Park. Das erste Salty (Salzwasserkrokodil) lag mit offenem Maul am Ufer und schien unsere Ankunft bereits zu erwarten. Die Strände waren rau, aber authentisch! Das satte Grün des Daintree Regenwaldes und die zunehmende Luftfeuchte lehrte uns eine neue Facette Australiens. Das Cape Tribulation lieferte einen Vorgeschmack davon, wie unberührt und abgeschieden der Rest der Cape York Peninsula sein musste. Immerhin gehört dieser Teil Australiens zu einer der wildesten tropischen Regionen unseres Planeten. Leider nicht ohne richtigen „australischen“ Geländewagen und entsprechender Ausrüstung befahrbar… Wie die meisten Touristen mussten wir uns also mit dem Cape Tribulation begnügen, aber die 3 Tage – mehr Zeit braucht man dafür nun auch nicht – reichten aus, um unsere ermüdeten Tanks mit ein wenig neuer Energie und Zuversicht zu füllen, sodass wir entschlossen, doch nochmal nach Cairns zurückzufahren, um von dort aus eine Schnorcheltour ins Great Barrier Reef zu starten.

Great Barrier Reef // Anfangs sträubten wir uns ein wenig, da auf Grund des bereits oben erwähnten Hurrikan Debbie und der zunehmenden Korallenbleiche – infolge weltweit ansteigender Wassertemperaturen – die Riffe in den letzten Jahren stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die Angebote der verschiedenen Boote mit Sitzplätzen für bis zu 90 Passagieren, ließ zudem erahnen, wie es täglich draußen in den verschiedenen Riffen zugehen musste. Obwohl wir wussten, was uns erwarten würde, entschieden wir uns für eine Ganztagestour zu einem einigermaßen vertretbaren Preis. Wir wollten das größte Korallenriff der Welt wenigstens einmal im Leben gesehen haben…

Früh halb 8 ging es los. Das Wetter war mäßig, doch als wir nach einer 3/4h Fahrt das erste Riff erreichten, hangen über uns nur noch massive Regenwolken und ein Wind zog auf, der nicht gerade dazu einlud ins Wasser zu steigen. Das schien unserer Schiffs-Crew allerdings ziemlich egal zu sein. Das Boot ankerte und die Leitern wurden ins Wasser gelassen. Die Wassertemperaturen brachten unsere Herzen kurz aus dem Takt, doch weit schlimmer waren die riesigen Wellen, die über uns herüberschwappten. Der Schnorchel füllte sich mit jeder Welle und wir schluckten Unmengen an Meerwasser. Die See war erbarmungslos und extrem aufgewühlt, sodass wir fast nichts im Wasser erkennen konnten. Es war eine Zumutung und ich war kurz davor jemanden von der Crew zu fragen, ob das ihr Ernst war?!

Mit der Zeit gelang es uns ein wenig besser auf dem Wasser zu treiben und der Wellenschatten einiger Korallen machte das Schnorcheln ein wenig erträglicher. Aber was wir sahen, war mehr als traurig. Es war der reinste Korallenfriedhof! Selbst für die wenigen noch lebenden Korallen schien kaum noch Hoffnung. Diese grauen, mit Algen bewucherten, toten Korallen mit ansehen zu müssen und das Knabbern der Fische nicht mehr zu hören, nahm uns tief mit… Unterbewusst hofften wir, dass es irgendwo im Great Barrier Reef noch Stellen gibt, die noch genauso aussehen, wie man es sich vorstellt und die aus Umweltschutzgründen für Touristen nicht zugänglich sind… aber ehrlich, wahrscheinlich kann man daran nicht mehr glauben… Auf jeden Fall wurde uns bewusst, was für ein Glück wir auf Fiji hatten und wie gesund und voller Leben die Korallen dort noch waren. Manchmal weiß man die Dinge erst im Nachhinein zu schätzen…

Den Rest der Great Barrier Reef Tour kann man sich nach diesem Einstieg denken. Das Wetter besserte sich zwar und wir sahen beim zweiten Schnorchelgang ein paar sehr interessante Fische und Riffhaie, aber im großen Ganzen war es die reinste Touristenabfertigung. Wie ein Mr. America First bei solchen Anblicken den Klimawandel auch nur ansatzweise anzweifeln kann, ist uns ein Rätsel… Vielleicht sollte er mal seinen Kopf ins kalte Meer stecken…

Nachdem wir wieder mal auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurden, hielt uns nichts mehr an der Ostküste. Wir mussten unser großes Freiheitsgefühl wohl im Outback und an der Westküste finden. Tobi startete den Motor und ohne großen Abschied verließen wir Cairns…